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Editorial: Digitales Lernen und Lehren

| 25 mag 2019
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Die Hochschulen für Gesundheit organisierten am 27./28. September 2018 die Tagung »Digitales Lernen und Lehren« an der Alice Salomon Hochschule in Berlin. Zum Tagungsthema lancierte das International Journal of Health Professions (IJHP) einen Special Call. Vier Artikel, von denen einige auf Tagungsbeiträgen basieren, erscheinen nun als Themenschwerpunkt. Sie sind im Titel als Beitrag zu dieser Tagung gekennzeichnet, weil sie aufgrund des Inhalts nicht dem (IMRAD-)Schema eines wissenschaftlichen Originalbeitrags entsprechen, und damit sie leichter als zum Themenschwerpunkt gehörend aufgefunden werden können.

An der Tagung wurden pionierhafte Projekte und Bildungsangebote vorgestellt, Szenarien für die Zukunft entwickelt und diskutiert sowie Verknüpfungen zur Praxis des Gesundheitssystems hergestellt. Dabei zeigte sich, dass die Digitalisierung des Gesundheitssystems meist mit Verzögerung im Bildungssystem wahrgenommen und verspätet ins Lehrangebot integriert wird. Digitales Lehren und Lernen wird methodisch-didaktisch entwickelt, erprobt, praktiziert und evaluiert, aber »Digital Health« als Inhalt und in Ansätzen schon existierendes Arbeitsfeld sind kein Thema. Dabei sollten gerade die Studierenden an den Hochschulen für Gesundheit auf die digitalisierte Praxis vorbereitet werden, in welche sie nach dem Studium eintreten werden.

Auf diese Diskrepanz verweist mit aller Deutlichkeit der erste Beitrag zum Themenschwerpunkt von Beat Sottas. Sein Essay »Blindflug in die eHealth-Welt? Bildungsdefizite machen Professionalisierungsbemühungen der Gesundheitsberufe zunichte« zeigt auf, wie sich die Gesundheitsversorgung (nicht nur) durch die Digitalisierung verändern wird. Alte Berufsbilder und -rollen werden nicht mehr dem Bedarf, den ökonomischen Anforderungen und den technischen Möglichkeiten entsprechen. Humanoide Roboter - ausgestattet mit künstlicher Intelligenz - werden als neue »Mitarbeiter « auftreten und ganz neue Dimensionen von interprofessioneller Zusammenarbeit mit sich bringen. Wie wird dies das Verhältnis zwischen den Menschen und die Arbeit im Gesundheitswesen verändern? Und bereitet das heutige Bildungssystem die zukünftigen Health Professionals genügend darauf vor?

Auch der Artikel »Der Inverted Classroom in den Gesundheitsberufen – Lernende im Fokus des digitalen Aufbruchs« von Gloerfeld, Felgentreu und de Witt verweist auf die Aufgabe der Bildungsinstitutionen, mit den technologischen Entwicklungen Schritt zu halten, strukturellen Veränderungen von Arbeits-, Lern- und Kommunikationsprozessen zu begegnen und diese zu gestalten. Dem Inverted-Classroom-Modell kommt dabei eine Schlüsselstellung zu, nicht zuletzt, weil es auch ein Antriebsfaktor für Technologieeinführungen im Bildungssystem ist. Dieses erfordert neue Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien – sowohl von Lernenden als auch von Lehrenden. Das Forschungsprojekt InDigiTrain stellt beispielhaft dar, wie der Bedarf und die Bereitschaft für neue Lernformen von Auszubildenden mittels Zielgruppenanalyse erhoben wurden, um ein nutzergerechtes mediendidaktisches Konzept für die Gesundheitsberufe zu entwickeln, umzusetzen und zu evaluieren. Die Autorinnen zeigen Gelingensbedingungen und Herausforderungen auf, von denen alle Bildungsverantwortlichen lernen können.

Problembasiertes Lernen (PBL) ist ein lernerzentrierter Bildungsansatz, der auf authentischen Fällen beruht und in der Ausbildung von Health Professionals häufig zur Anwendung kommt. Wie der Prozess der Siebensprung-Methode mittels E-Learning effizienter gestaltet und durch rollenspezifische Templates besser strukturiert werden kann, zeigen Amman, Vignoli und Fröhlich in ihrem Beitrag »Wie kann problembasiertes Lernen im Blended-Learning-Format umgesetzt werden?« und diskutieren ihre Erfahrungen damit kritisch. Ganz nebenbei vermittelt ihr Beitrag eine weitere Botschaft: Angesichts der hohen Anfangsinvestitionen für die Einführung von digitalen Lehr- und Lernformaten macht es Sinn, dass sich Bildungsinstitutionen (für die Schweiz: über Kantonsgrenzen hinweg) zu Verbünden zusammenschließen, um Innovationen zu fördern.

Die Alice-Salomon-Hochschule Berlin setzt nicht nur einzelne Module von Studiengängen in digitalen Lernformaten um, sondern einen ganzen Bachelorstudiengang. »Interprofessionelle Gesundheitsversorgung – online« ermöglicht berufserfahrenen Health Professionals neben ihrer Berufstätigkeit das Studium zum größten Teil zeit- und ortsunabhängig zu absolvieren. Damit kommt der Studiengang der bildungspolitischen Forderung nach, die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu verbessern und enger zu verzahnen. In ihrem Beitrag »Studieren vom Sofa aus« berichten Beck, Bluemke, Holweg und Borde von diesem Pilotprojekt. Aus diesen vier Beiträgen wird eines klar: Die Einführung von digitalem Lehren und Lernen für die Gesundheitsberufe ist ein anspruchsvoller und komplexer Prozess, der von den Verantwortlichen viel Aufmerksamkeit erfordert. Diese muss sich auf folgende Aspekte richten:

den Bedarf, die Erwartungen und die Bereitschaft der Lernenden für digitale Lernformate sowie deren Kompetenzaufbau für den nutzbringenden Einsatz von digitalen Medien;

die Aus- und Weiterbildung von Lehrenden sowie die echte Würdigung ihrer Kompetenzen und ihres Einsatzes;

die Integration des Aufbaus digitaler Kompetenzen in die regelhaften Lehrpläne von Gesundheitsberufen;

die technische Umsetzung, die möglichst nutzer/-innenfreundlich sein muss, damit digitale Medien keine Hürde darstellen;

die Inhalte, die auf den digitalen Wandel im Gesundheitswesen vorbereiten müssen.

Die Autorinnen und Autoren dieses Themenschwerpunkts teilen ihre Erfahrungen, Ein- und Ansichten zu diesen Themen und ermöglichen damit engagierten Bildungsverantwortlichen, daran teilzuhaben und davon zu profitieren. Ihnen allen gebührt dafür ein großes Dankeschön. Wir hoffen, dass ihre Erkenntnisse auf fruchtbaren Boden fallen werden, denn die Digitalisierung im Gesundheits- und Bildungswesen wird voranschreiten und alle Gesundheitsberufe und Health Professionals betreffen.

Die Editors-in-Chief: Thomas Bucher, Axel Schäfer, Tanja Stamm

eISSN:
2296-990X
Lingue:
Inglese, Tedesco
Frequenza di pubblicazione:
Volume Open
Argomenti della rivista:
Medicine, Clinical Medicine, other